So zeichnet Philosoph Precht die Zukunft der Arbeitswelt

Wieder zurück vom Brigitte Symposium „Mein Leben, mein Job und ich“ in Essen. Was ich gelernt habe? Eine ganze Menge! Dazu gab es allerhand Inspirationen und eine faszinierende Rede vom Philosophen Richard David Precht. Diesen „Schlaui“ kennen wir ja schon aus allerhand TV-Diskussionen, ich war gespannt, ihn mal live zu erleben.

Der 54jährige (ich hab jetzt doch mal nachgesehen, wie alt er ist, bei dieser Haarpracht ; )), stürmt mit Mikrofon auf die Bühne, schwarzes Hemd und dunkle Jeans – und spricht. Und hält uns in Atem, denn er kann wirklich reden: eine Stunde lang,  natürlich ohne jedes Manuskript, hat alles in seinem Kopf, der Gute.

Und was will er uns sagen?

Prechts Thema: Digitalisierung und die Folgen für das Arbeitsleben und die Gesellschaft

Denn, so referiert Precht, die großen Veränderungen kämen nicht durch die Philosophie oder die Politik, nein, große gesellschaftliche Veränderungen kommen durch die Technik, wie damals durch die industrielle Revolution, als wir uns im späten 19. Jahrhundert von der Agrar- zur Industriegesellschaft entwickelt haben.

Durch die Digitalisierung können in etwa 20 Jahren die Hälfte aller Jobs, wie wir sie jetzt kennen, ersetzt werden. Steuerberater, Versicherungssachbearbeiter etc.

Viel wird davon abhängen, was die Gesellschaft akzeptiert. Zum Beispiel könnten Roboter gute Kindergärtner sein: Sie passen zuverlässig auf die Kleinen auf, haben alle Märchen gespeichert, die es gibt, können sich um Begabtenförderung kümmern, weil sie mit jeder Frage der Kinder selbst schlauer werden und den Kleinen dann besser helfen können. Doch wie fühlt es sich an, sein Kind einem Roboter anzuvertrauen?

Bei Senioren sind die Menschen übrigens nicht so empfindlich. Da ist es nicht so schlimm, wenn Roboter Betreuungsaufgaben übernehmen…)

Programmieren lernen, schon in der Grundschule?

Na dann, wenn alles so digital wird, sollten unsere Kinder doch auf jeden Fall programmieren lernen, am besten schon in der Grundschule, oder? Nein, da ist Precht dagegen. Sinnlos, mit der Gießkanne Programmierwissen über das Lernvolk zu gießen. Dafür gäbe es zu viele Kinder, die keinen Spaß an Mathematik hätten.

Was aber bleibt ist, dass alle Aufgaben, die algorithmisiert werden können, bald von Computern erledigt werden.

Der Aufstieg der Psychologie

Precht thematisiert, dass Ärzte kaum mehr einen Wissensvorsprung vor dem Patienten haben. Jede exotische Warzenerkrankung kann der Patient im Internet finden. Alle seine Körperdaten werden (in Zukunft) von seinem „Health Armband“ aufgezeichnet und in einem Gesundheitszentrum ausgewertet, passende Behandlung folgt.

Doch bleiben Ärzte wichtig, denn sie kümmern sich um den Menschen, hören ihm zu, teilen das Leid.

Kein Wunder, dass die Psychologie boomen wird. Alle „Kümmerer-Berufe“ haben Hoch-Konjunktur, dazu kommen die Beratungsberufe. Coaches und Berater werden deshalb immer wichtiger, weil die Möglichkeiten immer vielfältiger werden. Wir haben immer mehr Optionen (und verlieren den Überblick)!

Arbeitszeitverkürzung wird eine wichtige Rolle spielen, da sei Musik drin. Und von diesem Thema swingt Precht hinüber zum bedingungslosen Grundeinkommen. Schließlich müssen die vielen Arbeitslosen der Zukunft versorgt werden.

Wie soll das bedingungslose Grundeinkommen aussehen?

Das Grundeinkommen solle bei z.B. 1.500 € liegen. So ist eine Grundversorgung gesichert und Arbeitsmotivation bleibt. Humanistisch und kreativ! Außerdem, so Precht, stigmatisiere ein Grundeinkommen die Personen nicht, denn den Geldbetrag kriege ja jeder. Im Gegensatz zur heutigen Sozialhilfe.

Drüben, im Silicon Valley, seien sie übrigens auch für ein bedingungsloses Grundeinkommen, doch aus anderem Grund: Daten von Armen sind einfach nichts wert.

Finanziert werden könne das „GE“ durch eine Finanztransaktionssteuer, die solle dort erhoben werden, wo sich Geld ohne Arbeit vermehrt. Also auf den Finanzmärkten. 0,4 % auf jede Transaktion – und peng – kämen im Jahr 240 Billionen € in die Kasse, genug fürs Grundeinkommen.

All das hätte schon einen gewaltigen gesellschaftlichen Umbau zur Folge, aber – so Precht – zum Vorteil für uns alle.

Realität versus Fiktion

Zum Schluss fordert uns der Philosoph auf, nicht nur in rezeptiver, also wahrnehmender Haltung zu leben. Er meint, durch Smartphone, Internet und Co lebten wir alle mehr und mehr in einer erfundenen Realität, in einer ausgedachten Wirklichkeit, die von anderen erfunden wurde.

Sein Schlusswort?

Wir dürfen den Wert für echte Geschichten nicht verlieren, weil es das ist, was den Menschen zum Menschen macht.

P.S.: Bei meiner Rückfahrt von Essen nach Nürnberg habe ich übrigens genau das erlebt, was Precht sagt.

So war’s: Man hatte mir gesagt, dass auf der 4 Stunden 15 Minuten langen Zugfahrt von Essen nach Nürnberg in Frankfurt so lange gehalten wird, dass man eine Zigarette rauchen könne. Prima, dachte ich, bin ausgestiegen, etwa 200 Meter zu einer Art Raucherzone gelaufen, …

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… eine halbe Zigarette geraucht, rasch zurück in den Zug und meinen Sitzplatz gesucht.

Ich lief vor, zurück, der Platz war nicht zu finden. Doch der ICE bestand aus 2 aneinander gehängten Zügen, deshalb bin ich in Aschaffenburg ausgestiegen und in den hinteren Zug eingestiegen. Hab wieder gesucht … die anderen Fahrgäste beobachteten mich, wie ich unter den Sitzen nach meiner Handtasche forschte  …. vielleicht sah ich aus wie eine Polizistin.

Schließlich bat ich Zugbegleiter um Hilfe. Frau Strack (eine echt professionelle Kümmerin, nach Precht, großes Merci an sie und die Deutsche Bahn !!) half mir, denn zu diesem Zeitpunkt hatte ich meine Orientierung schon komplett verloren (der Platz war in der Nähe eines Rollstuhls…doch leider sind die beiden aneinander gehängten Züge baugleich, und im zweiten Zug saß auch eine Frau im Rollstuhl – wie lange würde man mir noch glauben?).

Lange Rede, kurzer Bericht: Frau Strack rief im anderen Zug an, und schließlich fand man meine Sachen.

In Würzburg stieg ich wieder um, wurde vom (anderen) Zug-Chef nett begrüßt, erhielt meine Taschen wieder – und hatte echt was erlebt (anstatt die Spiegel-News auf dem Handy zu lesen.)

Also: Precht hat Recht !

Das war’s, wie findest Du die Thesen von Precht? Schenk mir und uns Deinen Kommentar, ich freu mich darauf!

 

 

 

 

 

 

3 Comments
  1. Es ist echt wahr und echt menschlich, dass uns die Erzählungen – z.B. unserer Eltern – für ein ganzes Leben bleiben! Die traurigen – und vor allem: die lustigen. Was für ein Schatz! Und wenn wir UNSERE Geschichten erzählen dürfen und mit anderen teilen und vielleicht auch mit Ihnen lachen können!
    Liebe Grüße,
    Martina

  2. Super Bericht…Precht Schlußwort:
    Wir dürfen den Wert für echte Geschichten nicht verlieren, weil es das ist, was den Menschen zum Menschen macht.
    Ich kann dem völlig zustimmen.

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